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DADINA Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation
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100 Tage neue Geschäftsführung bei der DADINA

Anfang Juni erlebte die Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation DADINA eine Premiere: Zum ersten Mal seit ihrer Gründung 1997 wechselte ihr Geschäftsführer. Wie der Übergang verlief und welche Themen in den ersten 100 Tagen angepackt wurden, erklären DADINA-Vorsitzender und Verkehrsdezernent im Landkreis Darmstadt-Dieburg Lutz Köhler und der neue Geschäftsführer Jörg Gerhard im Gespräch.

Herr Köhler, die DADINA hat seit 100 Tagen einen neuen Geschäftsführer. Wie ist der Übergang gelungen?

Lutz Köhler: Erfreulicherweise haben wir einen nahtlosen Übergang hinbekommen. Herr Gerhard, der am 1. Juni die Geschäftsführung von Matthias Altenhein übernommen hat, greift auf einen großen Erfahrungsschatz im Nahverkehrsbereich zurück, verfügt über ein ausgezeichnetes Netzwerk und hat sich schnell in die ÖPNV-Themen vor Ort eingearbeitet.

 

Herr Gerhard, Sie haben lange den Öffentliche Nahverkehr in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden organisiert. Was ist bei der DADINA anders?

Jörg Gerhard: Ganz klar – die Fläche! Im Gebiet der DADINA kommt eine Großstadt mit einem Landkreis zusammen, der seinerseits hybrid ist, eine Reihe von dicht besiedelten Mittelzentren umfasst, aber auch ländlichen Raum mit großen Distanzen. Da muss man beim Nahverkehr schon sehr unterschiedliche Ansprüche zusammendenken. 

 

Dass eine Stadt und ein Landkreis beschließen, ihren Nahverkehr gemeinsam zu organisieren, ist einzigartig, in Darmstadt und Darmstadt-Dieburg aber seit 27 Jahren gelebte Praxis. Wie arbeitet es sich in dieser Doppelstruktur?

Jörg Gerhard: Tatsächlich macht diese Verbindung zweier Gebietskörperschaften den großen Reiz der DADINA aus. Natürlich wird die Organisation des Nahverkehrs nicht einfacher, wenn man mehr Akteure unter einen Hut bringen muss. Der Zweck dieser Kooperation ist es aber auch nicht, uns die Arbeit zu erleichtern, sondern unseren Fahrgästen die bestmögliche Mobilität zu bieten. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Landkreis und auch mit der Geschäftsführung der HEAG mobilo aus meiner Sicht sehr gut gestartet ist.

Lutz Köhler: Den Nahverkehr in Darmstadt-Dieburg und Darmstadt getrennt zu betrachten, ergibt einfach keinen Sinn. Viele Menschen leben im Landkreis, aber arbeiten in Darmstadt, besuchen dort die Schule oder Hochschule oder nutzen Freizeitmöglichkeiten. Umgekehrt arbeitet und lernt mancher Darmstädter im Landkreis. Die Wege der Menschen enden nicht an den Stadtgrenzen. Also darf ein attraktiver Nahverkehr das ebenso wenig.

Jörg Gerhard: Das gilt nicht nur innerhalb der DADINA. Auch mit den benachbarten Kreisen und Nahverkehrsorganisationen arbeiten wir eng zusammen.

 

Zwei dieser Kooperationen standen in den vergangenen 100 Tagen bereits im Fokus der Öffentlichkeit. Zunächst war da der Brief zur „Erbacher Erklärung“ über die Zukunft der Odenwaldbahn.

Lutz Köhler: Die beteiligten Gebietskörperschaften, neben Darmstadt und Darmstadt Dieburg sind das der Odenwaldkreis und der Kreis Offenbach, wollten vom Rhein-Main-Verkehrsverbund RMV wissen, wie es in dieser Sache weitergeht – eine Frage, die übrigens auch oft von den Städten und Gemeinden an uns gestellt wird. Der Ausbau der Odenwaldbahn ist ein Erfolg für die Vernetzung der Region. Daran wollten wir 2020 mit der „Erbacher Erklärung“ anknüpfen. Tatsächlich wurden kurzfristige Maßnahmen wie die Anschaffung weiterer Fahrzeuge damals direkt umgesetzt. Die ebenfalls gewünschte Verlängerung der Bahnsteige und den Ausbau der Kreuzungsbahnhöfe hätten wir uns zügiger gewünscht. Aber alle Akteure stehen weiterhin fest hinter Zielen der „Erbacher Erklärung“. Gemeinsam bleiben wir an dem Thema.

Jörg Gerhard: Der RMV hat uns im Juli seinen aktuellen Zeitplan mitgeteilt. Demnach sollen die Bahnsteige bis 2030 verlängert werden und bis dahin auch batterieelektrische Fahrzeuge kommen – ein weiterer Punkt aus der „Erbacher Erklärung“, der Ausbau der Kreuzungsbahnhöfe soll auch erfolgen.

 

Springen wir in den Westkreis Darmstadt-Dieburg: Die Straßenbahn, die derzeit in Griesheim endet, könnte weiter bis nach Riedstadt fahren. Wann steigen die ersten Passagiere ein?

Jörg Gerhard: (lacht) Ganz so schnell geht das nicht. Zunächst hat die DADINA eine Machbarkeitsstudie vorgelegt. Deren Ergebnis fällt positiv aus, und daher folgt nun eine Nutzen-Kosten-Untersuchung, die die Förderfähigkeit der Verbindung prüft. 

Lutz Köhler: Hier arbeiten wir mit der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft Kreis Groß-Gerau, der HEAG mobilo und der Stradadi zusammen. Auch mit dem RMV wollen wir in Kontakt treten. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen bis Ende 2026 vorliegen. Auf dieser Basis sehen wir dann weiter. Eine direkte Verbindung zwischen Darmstadt, Griesheim und Riedstadt-Goddelau wäre für die Einwohner der Stadt und beider Landkreise eine gute Sache.

 

Griesheim steht auch bei einem anderen Projekt im Fokus: Falls der DadiLiner weiterbetrieben wird, ist Griesheim die einzige Kommune im Westkreis, die den Shuttle behält. Im Ostkreis wäre Babenhausen weiterhin dabei. Groß-Umstadt und Modautal sollen den DadiLiner neu bekommen. Doch der Plan steht und fällt mit der Förderung durch das Land Hessen. Wie ist der aktuelle Stand?

Lutz Köhler: Leider sehr unbefriedigend. Nach wie vor gibt es keine Zusage, aber auch keine Absage. 

Jörg Gerhard: Von unserer Seite kann es losgehen. Die DADINA hat ein vollständiges Konzept zum On-Demand-System im neuen Bediengebiet, das wir gerne in die Tat umsetzen wollen. Auch der Betreiber Via steht dafür bereit.

Lutz Köhler: Vom Einsatz der On-Demand-Shuttles im ländlichen Raum versprechen wir uns eine deutliche Verbesserung im Öffentlichen Nahverkehr. Damit können zeitlich und räumlich Bereiche abgedeckt werden, die man mit einem großen Linienbus einfach nicht vernünftig bedienen kann. 

Jörg Gerhard: Auch jenseits der Kernstädte wollen wir in Randzeiten, abends und am Wochenende, ein überzeugendes Angebot bieten. Im Gegensatz zum Bus mit seinem starren Fahrplan und fester Strecke kann der Shuttle flexibel jeden gewünschten Haltepunkt in seinem Bediengebiet anfahren, genau dann, wenn er gebraucht wird. Mobilität muss auch ohne Auto möglich sein – schon alleine deshalb, weil nicht jedem eines zur Verfügung steht. 

 

Ausgebaute Bahnhöfe, neue Straßenbahntrassen und neue On-Demand-Gebiete – das alles ist Zukunftsmusik. Wie sieht es im Bestand aus?

Jörg Gerhard: Im Dezember steht der Fahrplanwechsel an, und wie jedes Jahr arbeitet die DADINA daran, im neuen Plan fortzuschreiben, was passend ist, und zu verbessern, was bislang Probleme bereitet. Die Ansprüche an den Öffentlichen Nahverkehr verändern sich über die Zeit. Unsere Fahrpläne müssen das abbilden – ebenso wie der Nahverkehrsplan, den wir derzeit als Rahmen für die kommenden fünf Jahre erstellen. Beim Fahrplanwechsel geht es uns um eine attraktivere Gestaltung unserer Linienbündel, zum Beispiel mit einem Schnellbus von Modautal zum Böllenfalltor. Handlungsbedarf sehe ich zudem beim Haltestellen- und Qualitätsmanagement. Dass Haltestellen über Monate beschädigt sind oder dort veraltete Pläne aushängen, kommt immer wieder vor, darf aber eigentlich nicht sein. Zudem digitalisieren wir, wie viele andere auch, weiterhin interne Abläufe. In 27 Jahren kann man viele Ordner mit Papier füllen. Ganz verschwinden werden sie nicht, aber wir bekommen unsere Ordner sicher deutlich schlanker.

 

Herr Gerhard, Herr Köhler, vielen Dank für das Gespräch. 

 

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