Fahrgastzahl auf Vor-Pandemie-Niveau
Neben mehr als einer Million Zeitkarten-Kunden, deren Fahrkarte automatisch zum 9-Euro-Ticket wurde, wurden in der dreimonatigen Gültigkeitsdauer 2,3 Millionen 9-Euro-Tickets im RMV verkauft. Die während Corona zeitweise auf rund 30 Prozent des üblichen Niveaus zurückgegangene Fahrgastnachfrage erreichte im Sommer wieder Vor-Corona-Niveau, im Durchschnitt also wieder etwa 2,5 Millionen Fahrgäste täglich. Und das, obwohl durch mobiles Arbeiten weiterhin viele Pendlerwege entfallen. Marktforschungen ergaben, dass rund 30 Prozent der Fahrten durch Neukunden erfolgten.
Hohe Nachfrage im Freizeitverkehr und in touristischen Regionen
Eine spürbar höhere Nachfrage bestand vor allem im Freizeitverkehr auf schnellen RegionalExpress-Verbindungen sowie in touristisch besonders attraktiven Regionen. Da das Ticket sehr kurzfristig eingeführt wurde und weder die Anzahl der Mitarbeitenden noch die Zahl der verfügbaren Fahrzeuge in einer solchen Vorlaufzeit signifikant hochgefahren werden konnten, waren im Freizeitverkehr viele Fahrten hoch ausgelastet. „Der absolut überwiegende Teil der Fahrgäste hatte Verständnis, dass bei so einem extrem günstigen Angebot Engpässe auftreten können“, so Prof. Knut Ringat. „Mein Dank gilt dem Personal, das mitten in der Corona-Sommerwelle einer besonderen Belastung ausgesetzt war.“
Mehr ÖPNV braucht entsprechende Finanzierung
Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, welche Potenziale der öffentliche Nahverkehr besonders im Freizeitverkehr hat. Zugleich wurde aber auch deutlich, dass es mehr Schienen, mehr Mitarbeitende und zusätzliche Fahrzeuge braucht, damit mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen können. Es liegt nun an der Politik, attraktive Nachfolgeangebote – wie das vom RMV und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vorgeschlagene 69-Euro-Ticket – einzuführen, das Streckennetz auszubauen und die Finanzierung eines leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehrs dauerhaft zu sichern.
69-Euro-Ticket und Angebotsausbau gefordert
Ab dem 1. September gelten im RMV die regulären Tarife. Bis zum Jahr 2030 hat der RMV per Gutachten von Roland Berger eine Verdopplung des Finanzierungsbedarfs errechnet, wobei mehr als 90 Prozent der erwarteten Kosten zur Finanzierung des Bestandsangebots inklusive zu erwartender Kostensteigerungen benötigt werden und nur zu einem kleinen Teil zum Ausbau des Fahrtenangebots vorgesehen ist. Die Gesamtkosten für den Bus- und Bahnverkehr im RMV betragen knapp 2 Milliarden Euro. Gut jeder zweite Euro stammt aus Fahrgeldeinnahmen, der Rest aus öffentlichen Mitteln, wobei der Anteil aus Fahrgeldeinnahmen mit Angeboten wie dem 69-Euro-Ticket zurückgehen würde.